VERDI: Messa da Requiem

Verdi

Requiem für Solostimmen, Chor und Orchester

Donnerstag, 22. und Freitag, 23. Jänner 2015, 20 Uhr
Congress Innsbruck, Saal Tirol

DIRIGENT Francesco Angelico

SOPRAN Polina Pasztircsák
MEZZOSOPRAN
Jekaterina Sergeeva
TENOR Paulo Ferreira
BASS Simon Lim

Tiroler Symphonieorchester Innsbruck
Chor und Extrachor des TLT, Kammerchor Collegium vocale
und Kammerchor Innsbruck, Vocappella Innsbruck

Ursula Strohal (Tiroler Tageszeitung)

Überwältigende Glaubensmusik den Leidenden

Giuseppe Verdis Requiem fiel in den Jänner-Konzerten des Tiroler Syinphonieorchesters Innsbruck in Tage intensiven Welt-Schreckens. Er ist präsent, wenn nach dem mystischen Eingangsgebet mit dem „Dies irae“ die Angstgewalt der Todesvisionen losbricht. Orchesterchef Francesco Angelico lässt mit der Spannweite von bittendem, fragendem, hoffendem Lyrismus bis zu ekstatischer Überwältigung keinen Zweifel daran, dass die politische Aktualität seine Aufführung unterfüttert. „Wir möchten dieses Konzert den Menschen überall in der Welt widmen, die jeden Tag durch Gewalt und Ungerechtigkeit sterben“, steht auf dem Programmzettel.

Der italienische Dirigent ist einig mit Verdi, dass Glaubensmusik kraftvoll und emotionsgespeist sein darf. Todespanik peitscht die Seelen, die Trompeten des Jüngsten Gerichts umkreisen das Publikum. Voll Inbrunst die Bitte um Gnade. Hohe Beteiligung ist spürbar, es wird eine große Aufführung. Die Chöre, einstudiert von Michel Roberge, Bernhard Sieberer und Martin Lindenthal, wuchsen zu einem homogenen und doch transparenten Ensemble heran und leisten Vorzügliches wie das Orchester: Chor und Extrachor des Theaters, Collegium Vocale, Vocapella und Kammerchor Innsbruck.

Simon Lim singt die Basspartie lyrisch-konzentriert, Paulo Ferreira die Tenorsoli mit seinen schönsten Tönen. Jekaterina Sergeevas junger Mezzo hat Durchschlagskraft, wunderbar der leuchtende Pianosopran von Polina Pasztircsk. Ihren schwebenden Klängen hätte Angelico mehr Raum geben können, ebenso dem Licht der Flötenverzierungen im „Lux aeterna“ – aber gezählt haben die Passion und Botschaft dieses Abends. Das Publikum dankte stehend mit Ovation.

 

Sieghard Krabichler (Tiroler Bezirksblätter)

Großer Jubel nach Verdis „Messa da Requiem“ im Congress

Ein feiner Verdi-Abend mit seiner grandiosen „Kirchenoper“

Im Mittelpunkt der „Messa da Requiem“ steht die Dies-irae-Sequenz, dieses gewaltige musikalische Gemälde wird mit der Apokalypse in Zusammenhang gebracht. Und der Opernkomponist Verdi nutzt seine Fähigkeiten auch für diese Totenmesse. So gilt für viele sein Requiem als seine schönste Oper.
Francesco Angelico leitete die Aufführung im Rahmen des 3. Symphoniekonzertes des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck. Er überzeugte am Pult als absoluter Verdi-Kenner und agierte zudem äußerst sängerfreundlich. Klangkultur, Tempi und Dynamik überzeugten restlos. Speziell die gewaltigen Dies-irae-Nummern ließ Angelico trotz Klangmasse nie übertrieben laut erklingen, dafür fein musikalisch, die Tempi bei den großen Fugen im Sanctus und im abschließenden Libera me gaben dem Chor die Möglichkeit zu einer tollen, durchhörbaren Interpretation.

Dem Orchester scheint Verdi einfach sehr gut zu liegen, mit großer Spielfreude und Disziplin wurde musiziert, kleine Irritationen (wie etwa im Celloregister beim „Domine Jesu“) konnten sofort pariert werden. Fein balanciert überzeugten Bläser und Streicher, auch das Schlagwerk agierte – wie in diesem Werk oft üblich – nie aufdringlich laut.

Womit wir beim Hauptprotagonisten, dem Chor, wären. Das Werk ist nicht gerade ein Kinderspiel für Chorsänger, Ausdauer und Technik sind gleichermaßen gefragt. Und in Innsbruck wurden fünf Chöre zusammengeführt, um Verdi den nötigen Rückhalt zu geben. Chor und Extrachor des TLT, das Collegium Vocale, der Kammerchor Innsbruck und Vocappella Innsbruck wurden zu einem wirklich Großen vereint. Ohne Makel, technisch perfekt vorbereitet, gerieten die über 100 SängerInnen nie wirklich an die Grenzen. Ein wunderbarer Genuss.

Bestens abgestimmt sangen die Solisten. Paulo Ferreira sang, wie ein Tenor Verdi singen muss, Erinnerungen an Manricos Stretta wurden dabei wach. So auch bei Bass Simon Lim. Irgendwie mochte man phasenweise an den Schluss von Rigoletto denken. Star des Abends war Sopranistin Polina Pasztircsák. Brillante Höhe, ein unglaublich schönes Piano und viel Kraft in der Stimme. Wie würde sie wohl als Gilda, Desdemona oder Elisabetta klingen? Sauber, aber nie an die Qualität von Pasztircsák herankommend agierte Jekaterina Sergeeva. Zu viel musste sie sich mit den Noten beschäftigen, um wirklich frei dieses Werk zu singen.
Fazit: Großer Jubel und Standing Ovation. Zu Recht.