HAYDN: Die Schöpfung

Ohne Titel-1

 

 

 

 

 

 

Oratorium, Hob. XXI:2

Donnerstag, 28. Mai 2015, 20 Uhr
Stadtpfarrkirche Kitzbühel
Freitag 29. Mai 2015, 19.30 Uhr
Stiftskirche Wilten, Innsbruck

Nathalie Gaudefroy (Sopran)
Georg Poplutz (Tenor)
Dominik Wörner (Bass)
Kammerorchester Cappella Istropolitana
Bernhard Sieberer (Leitung)

Vielfarbiger Oratorienglanz

Das Collegium vocale unter Bernhard Sieberer ist eine tragende Säule der lebendigen Tiroler Chorszene. Seinen 30er feierte das Ensemble in der Stiftskirche Wilten mit Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ in einer bewegenden und festlich strahlenden Interpretation.

In den letzten drei Jahr­zehnten hat Bernhard Sieberer mit seinem Collegium vocale
die großen Oratorien der Klassik und Romantik zur Aufführung gebracht
und dabei nicht nur seine Sängerschar zu einem erstklassigen Oratorienchor geformt,
sondern stets auch eine glückliche Hand bei der Auswahl der Solistinnen und Solisten bewiesen.
Sieberers Oratorien leiden auch nie an der vielerorts grassierenden Blutarmut,
die aus einer falsch verstan­denen, historischen Auf­führungspraxis resultiert.
Andererseits sind die Inter­pretationen immer bewegt, transparent, akzentuiert,
farben- und kontrastreich – und damit sehr wohl „historisierend“.

Was bisher über Sieberers Ansatz gesagt wurde, traf auch auf die Schöpfung zu:
Der Chor agierte flexibel und homogen, souverän in den Fugen, mächtig auftrumpfend,
aber nie schreiend in den überhöhenden Schlusswirkungen, ausgeglichen in den Lagen.

Die Solisten waren sehr gut gewählt: Nathalie Gaudefroy mit engelhaftem So­pran und kultiviertem Vibrato überzeugte durch subtile Sprachgestaltung.
Georg Poplutz verfügt über einen über­aus kultivierten Oratorientenor und Textdeutlichkeit,
Dominik Wörner entlockte seinem Bass eine breite Palette an Farben und begeisterte durch seine differenzierte Gestaltung. In den Terzetten erwies sich das Trio als sehr homogen.

Die Cappella Istropolitana mit heimischer Bläserverstärkung musizierte Haydns farbige Partitur
klangschön und spielfreudig, Robert Schröter begleitete die Rezitative versiert am Hammerklavier.
Die Schöpfung nahm vielfarbig Gestalt an und erstrahlte in Glanz.
Haydns Musik erhob sich mit Optimismus und Humor machtvoll über die
manch­mal geradezu parodistisch anmutende Textvorlage.

Ein bewegender Abend!

Franz Gratl, Kronenzeitung